The Lost Boys

Seit ca. einem Jahr treten zunehmend Jugendliche an uns heran, die obdachlos sind, die die »üblichen« Maßnahmen der Jugendhilfe schon durchlaufen haben und als dissozial oder delinquent gelten. Hier hat sich durch eine Art »Mundpropaganda« bei den betroffenen Jugendlichen die Auffassung verbreitet, dass unser Verein Hilfestellungen anbieten könnte, die dann recht vielseitig verstanden werden: Vermittlung von Wohnraum, Schuldnerberatung, medizinische Hilfestellung, Unterstützung in der Auseinandersetzung mit Behörden, etwa dem Arbeitsamt, dem Jugendamt, Polizei und Gericht.

 

Dabei offenbart sich für uns immer wieder eine sehr erschreckende Insuffizienz der »öffentlichen Hand«. In einer zweifelsfrei gegebenen Notlage sind häufig keine Strukturen vorhanden, um ihr zu begegnen, unabhängig von der Frage, inwieweit die von ihr Betroffenen vermeintlich „schuldhaft“ Anteil tragen am Zu-Stande-Kommen jener Notlage. Eine solche Blickrichtung als Kriterium für die »Unterstützungswürdigkeit« widerspricht unserem Menschenbild und der Ethik unseres Handelns!

 

Somit haben wir versucht, ein Netzwerk zu knüpfen, um bisweilen sehr »unbürokratisch« und »unmittelbar« Hilfestellungen anbieten zu können. Hier involviert sind verschiedenste Institutionen und Professionelle in unserer Stadt, deren persönliches Engagement oft sehr ermutigend ist, aber auch Unternehmen und potentielle Arbeitgeber, die bereit sind, sich dieser »Zielgruppe« anzunehmen. Besondere Unterstützung haben wir auch von der katholischen Gemeinde in Stade erfahren.

 

Überwiegend jedoch mussten wir bei unseren Bemühungen gemeinsam mit den »Betroffenen« erfahren, dass die vorhandenen und eigentlich zuständigen Institutionen nur sehr zögerlich oder gar entwertend und unempathisch reagierten. Hier gilt es sicherlich, eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit herzustellen, um auf diese »Problemgruppe« von Jugendlichen aufmerksam zu machen.